Symbolik der Osterkerze

Wir haben vorhin am Osterfeuer Holzspäne ins Feuer geworfen – wahrscheinlich ohne darüber nachzudenken, dass Holz und Bäume Symbol des Lebens sind, und mit ihrer Wuchshöhe als Bindeglied zwischen Himmel und Erde gelten. Wachsen und Früchte tragen deuten auf das Leben hin, das Abfallen der Blätter auf Sterben und Tod. Aus diesem Grund ist ein Baum auch ein Symbol der Auferstehung, des Sieges über den Tod, Wachstum und neuer Lebenskraft.

Das Thema unserer diesjährigen Osterkerze ist ein besonderer Baum, der Ginkgo-Baum, dessen Blätter in verschiedenen Farben die Osterkerze dominieren. Der Ginkgo-Baum ist wohl der älteste unter Naturschutz stehende Baum der Welt, es gab ihn schon vor 200 Mio. Jahren auf der Welt und wird oftmals bis zu 3000 Jahren alt. Ginkgos gibt es als männliche und weibliche Bäume, die immer nur gemeinsam überleben können. Diese Zweiteilung findet sich auch in den zweigeteilten Blättern, die Symbole für Freundschaft, Liebe und Fruchtbarkeit sind.

Die einander überlappenden Ginkgoblätter auf der Osterkerze setzen einige dieser Gedanken fort und sind Impulsgeber für uns, die wir ohne den Glauben nicht leben können, die wir überzeugt sind, dass Tod und Leben zusammengehören, dass wir als Einzelne verloren sind und uns in der Gemeinschaft geborgen fühlen. Die Ginkgoblätter sind damit ein schönes Bild für uns Christen: unter dem Schutz des Kreuzes sind wir gleichartig, haben Berührungspunkte mit einigen, gehen auf Distanz zu anderen.

Das Kreuz im oberen Teil ist mit einem großen, goldenen Ginkgoblatt hinterlegt. Hier treffen sich Kreuz und Baum, Leben und Tod, Licht und Dunkelheit.

Besonders beeindruckt mich immer wieder das „Wunder von Hiroshima“: Nur 800 Meter vom Detonationszentrum der ersten Atombombe entfernt spross knapp ein Jahr nach dem Abwurf der Bombe, im Frühling 1946, ein frischer Trieb aus dem völlig zerstört geglaubten Wurzelstock eines dortigen Ginkgos; Nehmen wir also die Symbolik der Osterkerze auch als Zeichen der Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort haben wird.

Martina & Silvia Bischofberger